Verhalten

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Das Verhalten der Nymphensittiche teilt sich in folgende Bereiche auf: 

Geselligkeit

Die Rangordnung - theoretischer Teil

Funktionen und Formen der Rangordnung

Die Rangordnung - praktischer Teil

Interaktionsformen

Komfortverhalten

Konfliktverhalten

Lautäußerungen

Tagesperiodik

Integration der Jungen

Geselligkeit

Geselligkeit gibt es im Tierreich in vielfältiger Form. Die Gründe für einen Zusammenschluss sind unterschiedlich.

Geselligkeit bedeutet:

  • Erleichterung bei der Begegnung der Geschlechter.

  • Gegenseitige Hilfe bei der Jungenaufzucht (Altruismus).

  • Schutz vor Feinden.

  • Dominanz und die damit verbundenen Paarungsrechte bringen einen Evolutionserfolg mit sich, allerdings nur für wenige Männchen.

  • Der Konkurrenzkampf wird gefördert.

  • Größere Bewegungsfreiheit, da es in der Gruppe zu weniger aggressiven Zusammenstößen kommt.

  • Schnelleres Entdecken von Nahrungsquellen,

  • Informationsaustausch: Warnung, Signalisieren eines friedlichen Umfeldes.

  • Synchronisation des Brütens und gegenseitige Stimulation,

  • soziale Stimulation: sozial lebende Tiere gehen einer Tätigkeit intensiver nach. Sie beginnen eher und widmen sich ihr längere Zeit als einzelne Tiere.

  • Lernen durch Beobachtung und Nachahmung.

Die Rangordnung - theoretischer Teil

Bei gesellig lebenden Tieren wird die Revierverteidigung aufgegeben und es bildet sich eine Rangordnung heraus. Nur der Nistplatz wird als Revier angesehen und verteidigt.

Rangniedere besetzen keine Nistkästen, da sie wenig Aussicht haben, diese erfolgreich zu verteidigen. Außerdem haben sie kaum Einfluss auf Ressourcen.

Für die Ausbildung einer sozialen Rangordnung ist es notwendig, dass Tiere der gleichen Art das Bedürfnis haben, sich zusammenzufinden. Um die Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu gewährleisten, sind Tiere, die in einem Sozialverband leben, aufeinander angewiesen. In der Regel handelt es sich um Dienstleistungen, die vom Artgenossen als Belohnung empfunden werden.

Zur Ausbildung einer Rangordnung müssen die Tiere über bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen verfügen:

  • Rangstreben

  • die Bereitschaft, sich unterzuordnen

  • das Erkennen der Artgenossen

Gruppenbindung

Gesellig lebende Tiere leben in ständiger Konkurrenz mit ihren Artgenossen . Auf vielen Gebieten müssen sie sich gegenseitig behaupten:

  • am Futterplatz

  • in der sexuellen Rangstellung

  • in der Wahl des Schlafplatzes

Daher müssen sie sich über die Absichten des anderen verständigen. Diese „Absprachen" haben eine mittelfristige Beständigkeit, denn eine Rangordnung kann nicht ständig geändert werden, da sonst die soziale Stabilität und die Sicherheit gefährdet wären.

Geschlossene Gruppen haben bestimmte Merkmale.

  • Alle Gruppenmitglieder kennen sich individuell

  • Das Sozialbedürfnis der Tiere kennzeichnet den Zusammenhalt.

  • Wechselseitiges Komfortverhalten wird gepflegt.

  • Spielverhalten

Die soziale Rangordnung beruht im wesentlichen auf Dominanz - und Unterordnungsverhältnissen. Carpenter definiert das Wesen der Dominanz folgendermaßen „Ein Tier wird beim Vergleich mit einem anderen als ranghöher bezeichnet, wenn es bei der

  • Nahrungsaufnahme,

  • der Paarung,

  • und der gemeinschaftlichen Fortbewegung den Vorrang hat,

  • wenn es aggressiver ist und einen größeren Einfluss auf das Verhalten der Gruppe ausübt."

Dominanzen und Unterordnungsverhältnisse werden durch Auseinandersetzungen entschieden. Die Voraussetzungen für solche Auseinandersetzungen sind die innerartliche Aggression und die Angst. Zwischen diesen beiden Antrieben besteht eine Wechselbeziehung .

Dominanz erwirbt ein Tier durch:

  • Kampfstärke

  • Kampfwillen

  • Körperkraft

Mit der erworbenen Rangposition erhält ein ranghohes Tier Macht über andere. Diese Macht erwirbt es durch:

  • soziale Erfahrung

  • die Ausstrahlung von Sicherheit und Ruhe

  • die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen

  • Schlichtung von Streit.

Eine Rangordnung dient der Verständigung. Ist die Rangposition eines Tieres bekannt, sind damit auch Aussagen über seine Identität verbunden. Jedes Mitglied einer Population weiß sofort, was es vom anderen zu halten hat, wenn es dessen Rangposition kennt.

Funktionen und Formen der Rangordnung

Veränderungen sind sowohl von oben nach unten, als auch von unten nach oben möglich. Eine Rangposition ändert sich, wenn ein Mitglied bestimmte Fähigkeiten aufweist, bzw. diese Fähigkeiten nicht mehr zeigt. Ein ranghohes Tier ist unnachgiebig. Rangniedere tasten sich schrittweise an Ranghöhere heran.

Individualdistanz

Die Individualdistanz regelt die räumlichen Beziehungen der Artgenossen untereinander. Dreiecksverhältnisse entstehen:

  • wenn in bestimmten Situationen ein rangniederes Tier über ein ranghöheres dominiert

  • wenn zwei Männchen um ein Weibchen konkurrieren. Dieses Dreiecksverhältnis bleibt so lange bestehen, bis sich das 0,1 für ein Männchen entscheidet.

Kriterien für die Festlegung der Rangordnung

  • Häufigkeit der Droh - und Angriffshaltungen gegenüber Artgenossen .

  • Häufigkeit des Erscheinens am Futternapf

  • erfolgreiche Partnersuche

Die Rangordnung - praktischer Teil

Anordnung der Nistkästen 1999

In der ersten Außenvoliere befanden sich zwei Nistkästen, die an den gegenüberliegenden Seiten der Volierengitter angebracht waren. Sie hingen sich praktisch gegenüber, wobei sich einer am oberen Teil der Voliere befand, der andere am unteren Teil.

Im ersten Innenraum war ein Nistkasten aufgestellt, ebenso im zweiten.

In der zweiten Außenvoliere hing ein Kasten.

Alle Nistgelegenheiten hatten also einen relativ großen Abstand voneinander ( mindestens 1,50 m).

Anordnung der Nistkästen im Zuchtjahr 2000

Die Nistkästen waren in diesem Jahr anders verteilt als im Vorjahr. Um einen größeren Schutz vor Witterungseinflüssen zu erhalten, brachte ich alle Nistkästen in den beiden Innenräumen an. Da der Platz zur Anbringung der Kästen begrenzt war, ordnete ich sie auf einem Brett nebeneinander stehend an. Sie standen Seite an Seite. Die Einschlupflöcher wiesen alle nach vom.

Im ersten Innenraum befanden sich 3 Kästen, im zweiten zwei.

Wie wirkte sich nun die Anordnung der Nistkästen auf die Rangordnung aus?

Wie im Vorjahr war Wildfarbe weiterhin das ranghöchste Männchen. Gleich nach Anbringung der Kästen schlüpfte Wf abwechselnd gleich in alle drei Kästen. Leicht bevorzugt wurde der dritte Kasten, der auf der Grenze zum zweiten Innenraum stand. Auch Ges. schlüpfte mehrmals in die bereitgestellten Kästen.

In den 4 Stunden, in denen die Überwachungskamera lief, wurde N 3 65 Min. von Wf besetzt. Teilweise hielt sich auch Ges. im Kasten auf.

Die Nistkästen N1 und N2 wurden von Wf kaum beachtet, er guckte höchstens zur

Kontrolle ein paar Mal hinein.

WWK; das Weibchen des rangniedrigsten Männchens guckte mehrmals in N2, aber nur, wenn Wf nicht in der Nähe war.

 

Interaktionsformen

Freundschaftlich-partnerschaftliche Verhaltensweisen

  • Kontaktsitzen: Hierbei wird die Individualdistanz aufgehoben und die Tiere rücken auf Körperkontakt zusammen. Dieser enge Körperkontakt findet zwischen befreundeten Tieren, Ehepartnern , Eltern und Jungen und zwischen Jungtieren statt.

  • Häufigkeit und Dauer des Kontaktsitzens hängt von der Harmonie der nebeneinandersitzenden Tiere ab.

  • Kraulen: Will ein Vogel gekrault werden, sucht er sich ein befreundetes Tier aus und hüpft auf dieses zu. Durch verschiedene Kopfhaltungen fordert es den Partner zum Kraulen auf:

  • Neigen des Kopfes aus der Entfernung

  • Neigen des Kopfes bei Körperkontakt

  • Anstupsen und den Kopf zur Seite neigen

  • Den Kopf fast bis zur Sitzstange neigen

  • Den Kopf fast bis unter den Schnabel des Partners schieben.

  • Gefiederstupsen: Ein Nymphe stupst den anderen leicht ins Gefieder und nimmt so Kontakt mit ihm auf.

Imponieren und Drohen

Mit dem Imponieren will das Nymphensittichmännchen Weibchen anlocken. Um dies zu erreichen, bringt es alle seine körperlichen Vorzüge zur Geltung. Andererseits will es durch die gleiche Verhaltensweise Rivalen einschüchtern und somit ist es auch ein Drohverhalten. Dieses Verhalten wird also von den Geschlechtern unterschiedlich bewertet und beantwortet.

Ein Männchen geht dem imponierenden Gegner entweder aus dem Weg oder es antwortet ebenfalls mit Imponieren.
Ein Weibchen wertet das Imponieren als mehr oder weniger starke Anlockung.

Agonistische Verhaltensweisen

  • Scheinbares Anpicken: Der Drohende sitzt aufrecht und vollführt mit dem Schnabel eine Hackbewegung in Richtung des Kontrahenten, wobei er diesen jedoch nicht berührt.

  • Anpicken: Der Gegner begnügt sich nicht mit dem Androhen des Anpickens, sondern er hackt nach dem Rivalen, der seinen Unmut erregt hat.

  • Aktives Verjagen: Der Angreifer fliegt direkt auf den Sitzplatz eines anderen zu. Um einen Zusammenprall zu vermeiden, fliegt der so Bedrohte weg.

  • Defensives Drohen: Das Gefieder ist gesträubt und der Körper befindet sich in einer horizontalen Lage.

  • Offensives Drohen: Die Federn sind bei einer aufrechten Körperhaltung angelegt.

Die Stellung der Federhaube

Durch die Stellung der Federhaube zeigt der Nymphensittich seine Stimmungslage an. Ein anderer Nymphe weiß, was er je nach Stellung der Haube von dem anderen zu erwarten hat. Die Haube wird also zur Kommunikation eingesetzt.

  • Ist der Nymphensittich völlig entspannt, stellt er de Haube nicht auf.

  • Erregt etwas seine Aufmerksamkeit, richtet er die Haube auf und zwar so, dass der Schnabel und die äußersten Federspitzen der Haube eine nahezu gerade Linie bilden. Der Schnabel bleibt geschlossen. Mit dieser Haltung zeigt er, dass er eher fliehen als angreifen wird.

  • Beim Imponieren fallen die Federspitzen der bis zum Äußersten aufgestellten Haube etwas nach vorn. Der Schnabel ist leicht geöffnet.

  • Aggressive Handlungen führt der Nymphensittich mit angelegter Haube und nach vorn gestrecktem Kopf durch, wobei der Schnabel mehr oder weniger geöffnet ist. In seinen Augen spiegelt sich sein Ärger wieder.

  • Einen Hintermann warnt er mit flach angelegter Haube.

  • Jungtiere, die betteln, legen die Haube flach an und ducken sich etwas.

Aggressive Verhaltensweisen

  • Verfolgen: Der Angreifer stürzt sich auf den Rivalen und verfolgt den Fliehenden. Der Verfolgung können Drohhaltungen vorausgehen, wie z.B. scheinbares Anpicken oder Drohen in Richtung des Gegners. Sie kann aber auch spontan erfolgen.

  • Hacken: Mit geschlossenem Schnabel hackt der Angreifer nach einem Körperteil des Nachbarn. Meistens attackiert er dessen Schnabel oder Flügelbug. Ist der andere nicht bereit, den Individualabstand zu vergrößern oder wegzufliegen, kann sich daraus ein Schnabelgefecht entwickeln.

Kooperative Aggression zwischen Paaren

Paare unterstützen sich gegenseitig, wenn ein Mitglied aus der Gruppe vertrieben werden soll.

Kampf

Kämpfe finden in eskalierten Situationen unter Männchen statt. Eine Verfolgung genügt dem Angreifer nicht, er geht zum Kampf über. Er versucht den Rücken des anderen zu erreichen und diesen dann zu Boden zu zwingen. Gelingt ihm dies, hackt er ein paar Mal nach ihm. Stößt der Unterlegene nun wehklagende oder protestierende Laute aus, so lässt der Angreifer von ihm ab.

Beschwichtigungsgesten

Der Kopf ist eingezogen und die Haube angelegt. Um den Schnabel herum werden die Federn aufgeplustert, so dass der Schnabel darin eingebettet erscheint. Das erinnert an ein Verbergen der Waffen.

Auch eine geduckte Körperhaltung und eine angelegte Haube schützen vor einem Angriff. Der Vogel macht sich klein.

Ruhestellungen

Ruhestellung mit geschlossenen Augen: Das Kleingefieder steht leicht ab, der Kopf wird etwas gesenkt, die Augen sind geschlossen. Dabei sitzt der Vogel auf einem Bein, das andere ist angezogen.

Ruhestellung mit geöffneten Augen / Dösen: Der Kopf ruht im Nacken, wobei der Schnabel teilweise im Kleingefieder verschwindet, die Augen sind geöffnet. 

Ruhestellung mit mal geöffneten und dann wieder geschlossenen Augen: Hierbei entsteht der Eindruck des Blinzelns. Die Körperhaltungen sind wie die oben beschriebenen. 

Komfortverhalten

Gefiederpflege

Schwanz: Der Schwanz wird gespreizt und die Feder von unten nach oben durch den Schnabel gezogen, manchmal mehrmals dieselbe Feder. Jede Schwanzfeder wird einzeln behandelt.

Strecken: Nach der Ruhephase: Der Flügel wird seitlich gespreizt und mit dem Fuß wird an der Unterseite des Flügels entlanggefahren. Anschließend werden die Flügel kurz hochgestellt und dann wieder angelegt. 

Konfliktverhalten

Auch zwischen gut harmonierenden Paaren kommt es zu Konflikthandlungen. Meistens handelt es sich um einen Konflikt zwischen Annäherung und Flucht. Das Männchen stellte die Flügel leicht ab und ging "plaudernd" auf das Weibchen zu, rückte ab und kam wieder näher. Das Plaudern diente wohl der Beschwichtigung und sollte seine friedliche Absicht unterstreichen. Es neigte den Kopf und guckte sein Weibchen von unten herauf an. Der Gesichtsausdruck des Weibchens ließ ihn erkennen, dass eine Annäherung keine Aggression auslösen würde. Daraufhin kraulte er sie. Dann kam es zum gegenseitigen Kraulen. 

Lautäußerungen

Plaudern

  • Ausdruck der Zufriedenheit

Kontaktruf

Es ist ein zweisilbiger Laut mit fragendem Unterton

  •  Er erklingt, wenn der Partner nicht in der Nähe ist

  • Sie sitzen in aufrechter Haltung und lauschen auf den Kontaktruf des Partners. 

Tagesperiodik

Gruppentreffen

Alle Tiere der kleinen Population lassen sich auf die verschiedenen Äste und Zweige nieder. Einzeltiere sitzen verstreut, Paare zusammen. Die Gruppentreffen habe ich morgens zwischen 11 Uhr und 13 Uhr und nachmittags zwischen 14 Uhr und 16 Uhr beobachtet. Die Dauer des ruhigen, geselligen Beisammenseins dauerte meistens 20 - 45 Minuten, gelegentlich auch eine Stunde. 

Während dieser Zeit zeigten die Vögel folgende Verhaltensweisen

  • Gefiederpflege oder gegenseitige Gefiederpflege

  • Paare kraulten sich gegenseitig

  • allgemeines Geplauder

  • Einnehmen verschiedener Ruhestellungen, teils mit geschlossenen und teils mit geschlossenen Augen

  • gelegentlicher Platzwechsel

Bevor sich der Verband auflöste

  • vermehrte Streckbewegungen einzelner Tiere

  • kurzes Hin- und Herlaufen auf der Stange

Anschließende Tätigkeiten

  • schneller Ortswechsel

  • erhöhte Flugaktivität

  • klettern

Integration der Jungen

Jungtiere müssen in den Schwarm eingegliedert werden und ihren Platz im Sozialgefüge finden.

  • Auch Nicht – Verwandte wurden erfolgreich angebettelt.
  • Die Jungen wurden verjagt, wenn ein erwachsenes Tier den Platz des Jungtieres einnehmen wollte.
  • Sah ein Junges, dass sich zwei adulte Tiere kraulten, kraulte es ebenfalls das Tier, das gerade gekrault wurde und wartete ab, was geschah.
  • Kontaktsitzen neben einem Erwachsenen

 


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Copyright © 2004, Margret Ott
Stand: 05. Mai 2011